Nein, wir waren nicht zu Besuch beim Treffen internationaler Hedge-Fond-Manager in Malaysia, sondern haben nach einigen Tagen der Bewegungsstarre am Strand von Perhentian unserem Tatendrang nachgegeben. Klimabedingt entschieden wir uns für die wassergekühlte Form der inseltypischen Aktivität und fuhren Schnorcheln. Mit viel versprechenden Spots wie „Shark-Bay“, „Turtle-Beach“ oder „Romantic Beach“ werden hier Tagesausflüge für den Schleuderpreis von 40 Ringit (ca. 8 EUR) angepriesen. Mangels geeigneter technischer Ausrüstung zur Fotodokumentation des Gesehenen, können wir nur verbal beschreiben wir so alles (Identifizierbares) vor unserer Taucherbrille umher schwamm. Seemannsgarn ausgeschlossen!

Als wir uns am „Shark-Bay“ plötzlich einigen stattlichen Haien gegenüber sahen, war unsere Überraschung groß, hätten wir doch nie damit gerechnet, dass sich die Namensgebung des Spots auf das tatsächliche Vorkommen der Tiere bezieht. Anders als in Horrorfilmen dargestellt, interessierten sich die Tiere aber überhaupt nicht für uns, so dass wir noch alle Körperteile in funktionsfähigem Zustand besitzen und in aller Ruhe die imposanten Räuber beobachten konnten. Als uns der Bootsfahrer am „Turtle-Beach“ aufforderte, uns bereit zu machen und auf sein Zeichen zum Ausstieg zu warten, waren wir noch skeptisch. Wie will er denn im tiefen Wasser etwas erkennen? Dann kam das Zeichen, alle fielen von Bord und wir sahen wenige Meter unter uns eine mind. 1 Meter große Meeresschildkröte durch den Ozean ziehen. Wenig später kam eine zweite hinzu und uns stand, trotz Schnorchel, der Mund offen.

Der „Romantic Beach“ trägt seinen Namen wohl wegen der riesigen Artenvielfalt und besonderer Neugier der Fische. So landeten wir schon beim Sprung ins Wasser inmitten einem Schwarm unzählige Fischarten – einer bunter als der andere.

Romantic Beach auf Pulau Perhentian Romantic Beach auf Pulau Perhentian

Als alles andere als romantisch kann man wohl den allgemeinen Zustand der Korallen bezeichnen, denn was uns neben der beeindruckenden Artenvielfalt der Fische auffiel, ist die ebenso beeindruckende Blödheit mancher Touristen sowie das fehlende Verantwortungsbewusstsein der Tour-Operator. Hält man die Boote dank Markierungen ausserhalb des Korallenbereichs, hüpften die zumeist malayischen, mit Rettungsweste bekleideten Touris fleißig auf den korallenbewachsenen Felsen herum. Ein entsprechend zertrümmertes Bild bot sich unter Wasser. Es ist schlimm zu sehen, wie achtlos mit der sensiblen Unterwasserwelt umgegangen wird. Besonders absurd ist, dass sich die Tour-Operator durch mangelnde Achtsamkeit – und ggf. Zurechtweisung von Korallenschändern – langfristig ihr Geschäft zerstören.

Trotz – oder gerade wegen des trüben Nebengeschmacks hat der Ausflug die Tür in eine faszinierende und sensible Parallelwelt eröffnet, die es kennen zu lernen und zu schützen gilt.