Als wir im Verlauf der Reiseplanung auf Borneo als Ziel festlegten, hatten wir schnell ein Bild vor Augen wie es hier so aussieht: dichter Dschungel und wilde Tiere die uns bedrohen. Wir dachten, die Luft ist allerorts feuchtigkeitsgeschwägert und wir schwitzen von Morgens bis Abends. Wir sahen uns tagein tagaus mit dem Boot durch die Gegend fahren. Die Zivilisation wollten wir hinter uns lassen und vom Internet nichts wissen.

Was ist nach fünf Wochen Borneo von unseren Vorstellungen geblieben, was haben wir gelernt? Der von uns bereiste Teil Borneos entspricht, um gleich die Luft raus zu lassen, kaum einem Punkt unserer Vorstellung. Der malaysische Teil der Insel ähnelt in weiten Teilen der Halbinsel. Jedes unserer Gästehäuser war mit WLAN ausgestattet und an jeder Ecke gibt es eine Filiale eines amerikanischen Hähnchenfrittierers und meistens sieht man Katzen, denen man den Schwanz abgeschnitten hat. Nur geschwitzt haben wir hier wie die Bergarbeiter, das können wir Euch sagen!

Für uns war die Reise durch den Norden Borneos eine erkenntnisreiche Angelegenheit.

Wir wissen jetzt:

  • Auch mit braunem Wasser kann man sich waschen.
  • Frage nie einen Taxifahrer, ob es weit bis zum Gästehaus ist.
  • Es gibt eine Steigerung von Schwitzen.
  • Wenn es im Regenwald regnet, dann kurz aber heftig.
  • Geräte zur Fotodokumentation sollten stets in Dry-Bags aufbewahrt werden.
  • Eine Trockenlegung von Fotoapparaten kostet 50 Ringit.

Borneo lässt uns nachdenklich weiter ziehen.

Im Dschungel durften wir lernen, dass manch westlicher Hemisphärenbewohner völlig das Gefühl verloren hat, wie er sich wilden Tieren gegenüber verhält. Wir hatten des Öfteren den Verdacht, der eine oder andere wähnt sich im örtlichen Zoo, wo er sich durch eine Glasscheibe geschützt, einer Giftschlange auf wenige Zentimeter nähern kann. Das „Oh“, „Ah“ und „Guck mal da!“ vom Guide mühevoll entdeckte Tiere in die Flucht schlägt, scheint auch nicht jedem Touri bewusst zu sein. Erschreckt hat uns ein junger Mann, der es viel besser fand, die vom Aussterben bedrohten Orang Utans bei der Fütterung im Rehabilitations-Zentrum zu sehen als den Affen in freier Wildbahn hoch oben in den Bäumen zu beobachten.

Für uns hingegen waren die Begegnungen mit Orang Utan, Nasenaffen und Palm-Öl-Plantagen die mit Abstand einschneidendsten Erlebisse. In etwa so einschneidend, wie die gigantischen Plantagen in den Regenwald. Jedes Mal wenn wir aus dem Regenwald zurück in die Zivilisation kamen – und der Weg führte uns IMMER vorbei an Palm-Öl-Plantagen – wurde uns das Ausmaß der Bedrohung durch diese Industrie vor Augen geführt. Neben dem Verschwinden des Regenwalds ist uns vor Allem bewusst geworden, dass wir im fernen Europa so gut wie keine Ahnung davon haben, wie es aussieht, wenn Regenwald mit seiner Artenvielfalt verschwindet. Zwar wissen wir alle, wie wichtig er für den globalen Klimazustand ist, wie ein Orang Utan aussieht oder wie grün so ein Regenwald ist – aber beim Einkaufen achtet wohl kaum einer auf eine palmölfreie Zutatenliste, um das Verschwinden aufzuhalten. Seit wir hier sind, versuchen wir palmölfreie Lebensmittel und Pflegeprodukte im Supermarkt zu kaufen. Das gestaltet sich jedoch äußerst schwierig, ist aber möglich. Es gibt einen passenden Spruch, der das Dilemma verdeutlicht: „Der Mensch denkt mit dem was er weiß“. Wir wissen nun. Werden wir anders denken?

Wir haben auf Borneo wunderschöne, beeindruckende Wildnis erlebt, haben freundliche und interessierte Menschen getroffen und uns sehr gerne hier aufgehalten. Borneo hat uns auch wach gemacht.

Wie geht´s weiter?

Dank der indonesischen Botschaft in Kuala Lumpur sind wir mit dem Maximum, einem 60-Tage-Visum ausgestattet. Die ca. 17.000 Inseln werden wir in dieser Zeit sicher nicht alle bereisen können, aber für ein paar Highlights dürfte die Zeit reichen. Wir haben heute noch keine genaue Vorstellung, wo es uns hin verschlagen wird. Eins steht jedoch fest, Jakarta wird der Boden sein, auf dem wir Indonesien zuerst betreten.

Es bleibt spannend!

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