Wenn man sich als Reisebegeisterter in ferne, fremde Länder begibt, prallen zwei Kulturkreise aufeinander. Obwohl heute niemand mehr reist, ohne vorher zu wissen, was ihn erwartet, haben wir beim Beobachten anderer Touristen manchmal den Eindruck, sie glauben sich noch in ihrer Heimat aufzuhalten. Gerade hier in Asien, wo fernöstlicher Glauben und westliche Offenheit einander kaum gegensätzlicher sein können, mutet das Auftreten der Gäste mitunter arrogant an.

Ohne Frage, es ist schwer, seine Gewohnheiten und Verhaltenformen an der Landesgrenze abzulegen, dennoch gehört auch die Veränderung des Auftretens zu einer Reise. Auch wir treten sicher in das eine oder andere Fettnäpfchen des fernöstlichen Kodex, versuchen aber Fehltritte, wie diese zu vermeiden:

So manche Touristin hüpfte im knappen Badehöschen durch Vang Vieng - kein unattraktiver Anblick für den westlichen Reiseteilnehmer - für die Einheimischen jedoch ein sichtbar unangenehmer Affrond gegen ihr Verständnis von Körperkultur. Die einheimischen Frauen waschen sich in ihren Sarons - also von Kopf bis Fuß bedeckt - im Fluß. Selbst die im Ort angebrachten Hinweise auf korrekten Dresscode werden ignoriert und so findet man direkt vor diesen Tafeln: keinen Respekt und nackte Tatsachen.

Manch Tourist findet es für sein Fotoalbum attraktiv ein Close-Up von einer badenden Frau zu erhaschen und bemerkt ihre Scheu nicht, wenn er wenige Meter neben ihr am Fluß minutenlang sein Objektiv auf sie richtet.

Beim Betreten von Wats ist auf Bedecktheit von Knien und Schultern zu achten. Kein Hinderungsgrund für Touristen, in Shorts und Spaghetti-Tops einzutreten.

In Luang Prabang gilt das allmorgentliche Almosensammeln der Mönche als Ritual - sowohl für Mönche als auch für Touristen. In vielen Wats stehen Hinweistafeln, wie man sich als Aussenstehender verhalten soll: 1.) den Mönchen nicht zu nahe kommen
2.) beim Fotografieren nicht den Bltz benutzen. Ich folgte hingegen einfach dem Blitzlichtgewitter, um mir morgentlich ein eigenes Bild von dieser schweigsamen Glaubenszeremonie zu machen.

Ist es nicht jene Anpassung an unsere eigenen kulturellen Werte, die wir auch von Besuchern in unserem Land erwarten? Warum verhalten wir uns dann nicht als Gäste so, wie wir es umgekehrt erwarten?