Ist der Bus eines der beliebtesten, weil inflationär vorkommendes, Transportmittel in Asien, bietet Sri Lanka seinen Besuchern Fortbewegung der Extraklasse. Wenn auch nicht flächendeckend, ist das Schienennetz eine willkommene und spannende Abwechslung zum Serpentinen-Todeskampf im Bus. Wir haben die Chance ergriffen, uns mit dem Zug von Kandy über Nuwara Elija nach Ella fahren lassen. Eine ganz besondere Fahrt. Bereits am Bahnhof von Kandy empfing uns die Modernität der hiesigen Bahn. Aus Holz gefertigt, zeigte eine alte Tafel die Zugverbindungen des Tages an. Mit einigen Minuten Verspätung fuhr unser Zug ein –also kein Unterschied zur Deutschen Bahn.

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Hingegen bietet die Bahn hier einigen Fahrgästen ganz besonderen Service. In einem so genannten „Observation Wagon“, einem Wagon am Ende des Zuges, dessen hinterste Wand durch Doppelfenster ausgetauscht wurde, überblicken die in den letzten Reihen sitzenden Passagieren ein außergewöhnlicher Ausblick auf die Landschaft und das Treiben um den Zug. Und was da so für ein Treiben stattfindet!

In Ermangelung von befestigten Wegen nutzen die Anwohner der Bergregion das Schienennetz als Straßenersatz. Kaum am Bahnhof ausgestiegen, marschieren die Leute hinter den Zug auf die Schienen, um nach Hause zu laufen. Lebensgefahr durch folgende Züge besteht nicht, kündigen sich die Diesel-Loks schon aus Kilometern mit ihrem dumpfen Brummen an – um dann mit 30 km/h Höchstgeschwindigkeit vorbeizuziehen.

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Bauarbeiter hängten sich mit einem dicken Seil, technisch raffiniert befestigt, an den Zug und ließen sich bis zu ihrem nächsten Einsatzort mitziehen. Dort angekommen, löste ein Besatzungsmitglied des Arbeitswagens die Schlaufenverbindung – durch Anheben seines Fußes, er stand die ganze Zeit auf dem Seil.

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Sehr extravagante Entsorgungsmethoden für ausgemusterte Transportmittel boten sich uns.

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Aber auch landschaftlich bot sich ordentlich Weitblick. Da die Schienen direkt durch die Teeplantagen gelegt wurden, oder die Teeplantagen um die Schienen herum angelegt wurden, so genau konnten wir das nicht nachprüfen, zogen Teepflückerinnen bei der Arbeit an uns vorbei. Desweiteren verschwanden wir in tropfenden Tunneln und blickten kilometerweit in grüne Täler.

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Nachdem wir drei Stunden auf das knapp 2000 Meter hoch gelegene Nuwara Elija gezogen wurden, erwartete uns bei 19 Grad Celcius und Regen schon wieder der Kältetod. Dank unserer polarfähigen Schlafsäcke, die seit Monaten im untersten Rucksackfach vor sich hin dösten, überlebten wir auch dieses wagemutige Tagesziel. Am nächsten Morgen ging es wieder hinab in das 1.000 Meter tiefer gelegene Ella.

Diesmal kostete uns die Fahr, die ebenfalls knapp drei Stunden dauerte, nur 1,50 Euro für beide zusammen. Dank notorischer Überfüllung dienten unsere Rucksäcke als Sitzgelegenheiten im „Speisewagen“ des Zuges – auf dem Fußboden.

Unsere Endstation Ella empfing uns mit überlebenstauglichen Temperaturen um die 32 Grad und einer beeindruckenden Umgebung. Teeplantagen erstrecken sich über die Berghänge, Wege schlängeln sich durch die Wälder, Eukalyptusbäume verströmen angenehme Düfte.

Zum Glück bemerkten wir auf unserer Wanderung zum Ella Rock erst, in welchem Zustand sich das Schienennetz befand. Da wir die Schienen, so wie die Einheimischen, auch ein paar Kilometer als unseren Wanderweg nutzen mussten, konnten wir die wackelig befestigten, abgeschliffenen, lückenhaften und verbogenen Schienen aus allernächster Nähe prüfen. Man braucht Vertrauen in Asien.

Little Adams Peak & im Hintergrund Ella Rock Little Adams Peak & im Hintergrund Ella Rock