Wir waren zur falschen Zeit am richtigen Ort und wurden mit einer ganz besonderen Einladung belohnt.

Im Rahmen einer Motorradtour wollten wir die Klöster am Indus-Tal besuchen und das Thiksey-Kloster von Innen kennen lernen. „Pünktlich“ fünf Minuten vor der Mittagspause erschienen wir im Kloster. Also hieß es 30 Minuten ausharren, bis wir unsere Besichtigung starten konnten. Ein sonniges Plätzchen direkt vor der Kloster-Kantine schien der geeignete Ort zu sein, um einen ersten Blick auf die Mönche zu werfen und den Ausblick ins Tal zu genießen.

Irritiert waren wir, als ein uralter, zahnloser Mönch mit Krücke in der einen und Essen in der anderen Hand an uns vorbeihumpelte und plötzlich begann, energisch in unsere Richtung zu gestikulieren. Wollte er, dass wir das Kloster um die Mittagszeit verließen? Zu unserer Überraschung kam wenig später ein weiterer Mönch auf uns zu uns bot uns das an, was der alte Mönch auch wollte: mit ihnen in der Kantine zu Mittag zu essen.

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Zögerlich betraten wir den Saal. Wir wurden angelächelt und mit dezentem Kopfnicken begrüßt. In der Küche selber drückte uns der Koch freudig zwei Teller in die Hand und wir durften uns aus den großen Bottichen selbst bedienen: Reis, Dal, Hefeklöße, Blumenkohl, Kartoffel-Gemüse, Joghurt und Nachtisch – so die üppige Auswahl.

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Als wir auf den Plastik-Gartenstühlen im Saal Platz nahmen, lehrte sich dieser langsam. Die Mittagspause der Mönche neigte sich dem Ende. Nur einige Ältere blieben sitzen und blickten tief in Gedanken versunken aus dem Fenster in die Ferne.

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Nachdem wir das sehr leckere Essen restlos verputzten hatten, kam der Koch zu uns und wir plauderten über das Kloster, die aktuellen Ereignisse und das Essen. Als „Absacker“ bot er uns Butter-Tee an. Neugierig nahmen wir das Angebot an.

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Butter-Tee besteht aus Tee und Yak-Butter. Obwohl er wie Café Latte aussieht, schmeckt er wie Darmspühlung. Beherzt schütteten wir den Trunk in uns hinein. Überhaupt trinken alle Mönche morgens 6 Uhr eine Tasse Butter-Tee – so schlimm er auch schmecken mag, so gesund muss er dann wohl auch sein.

Abschließend lud uns der Koch ein, doch noch einmal zum Mittag vorbei zu kommen.

Heute waren wir erneut im Kloster, um unserer Verabredung zu folgen. Vor dem Mittag wohnten wir im Haupttempel einer Gebetsrunde bei, nach dessen Abschluß der Tempel-Wächter mit uns ins Gespräch kam. Er führte uns durch den Hintereingang in die Essensausgabe in der uns der Koch strahlend empfing. Wir reihten uns in die bordeaux-farbene Reihe der Mönche ein und holten unsere Portionen Reis, Bohnen, Paprikagemüse, Kartoffel-Spinat-Curry, Joghurt und Nachtisch ab.

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Tempel und Mönche sind uns nach 9 Monaten im asiatischen Raum nicht fremd. Jedoch waren wir von der Offenheit, Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Mönche im Thiksey-Kloster so angetan, dass dieser Besuch und der Koch unvergessen bleiben.

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