Wir haben gehofft, die deutsche Nationalmannschaft sieben Mal spielen sehen zu können und dass Deutschland letztmalig am Sonntag spielt. Teil eins wurde erfüllt.

Unser siebentes Public Viewing war jedoch ein Private Viewing, denn - oh Wunder - eben jenes Nachtspiel, dass 2:30 Uhr Morgens angepfiffen wurde, übertrug malaysias Staatsfernsehen TV1, welches unser Hotelfernseher empfangen konnte. Entspannt konnten wir in aller Ruhe, mit hopfenhaltigem Erfrischungsgetränk und Erdnüssen ausgerüstet, die 90minütige Unterhaltungsshow der Mannschaft genießen. Was für ein Fest! Kurz vor Sonnenaufgang, als der Mullah zu rufen begann, applaudierten wir den Jungs bei der Übergabe der Bronzemedaille. Wir waren stolz und unsere Zimmernachbarn genervt. Das also war unsere Fußball-WM 2010 im Ausland. Spricht die deutsche Presse davon, dass die junge Mannschaft deutschen Fußball attraktiver gemacht und Deutschland hervorragen vertreten hat, dann können wir dies nur bestätigen. Der an sich schon gute Ruf der Mannschaft wurde im Laufe der WM auf Hochglanz poliert. Sobald wir uns in Indonesien und Malaysia als Deutsche outeten, gingen die Daumen unserer Gegenüber nach oben. Natürlich fielen Worte wie Klinsmann, Matthäus und Beckenbauer zuerst, doch im Laufe des Turnieres kamen “Mjuler”, “Zweinzteiger”, “Close” und “Osil” hinzu. Zu erleben, welche Wirkung die Spiele der deutschen Elf hier haben, hat uns beeindruckt und stolz gemacht. Danke Jungs!!! Zudem erlebten wir, wie es ist, wenn man Presse verfolgt und mit Menschen redet, denen der Patriotismus zu Deutschland fehlt. Es fühlte sich beeindruckend gut an, wenn wir merkten, dass die Sympathie zum deutschen Team, ausschließlich aufgrund rein spielerischer Leistungen entstand.

Als Deutscher im Ausland die WM zu verfolgen hat aber auch seine Probleme. Werden die Spiele hier in Landessprache kurz anmoderiert, erfuhren wir nur die Infos, die der englische Kommentator während der 90 Minuten verteilt. Zwar fanden wir die meisten Infos in den Online-Angeboten der Presse, überkam uns jedoch manchmal das Verlangen nach bewegten Bilder. Das Zurückgreifen auf auf das Online-Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender scheitert in diesem Fall aufgrund fehlender Rechte kläglich. Was hätten wir gegeben, Dellings und Netzers Einschätzung zu hören? Der Gesetzgeber unterbindet aber die Ausstrahlung in Ländern außerhalb Deutschlands. Kastendenken 2.0! So aber möchten wir uns an dieser Stelle bei einem nicht namentlich zu nennenden Youtube-Nutzer bedanken, der verlässlich und rechtlich unzulässig jede DFB- und FIFA-Pressekonferenz online stellte und uns so jeweils 40 Minuten geballte Informationen aus erster Hand bescherte. Es lebe die Illegalität!

Fazit: Die WM hat unsere Reise um ein einmaliges Abenteuer reicher gemacht. Der Sport hat uns mit Einheimischen und anderen Touristen schneller verbunden, als es sonst üblich ist. Die Begeisterung der Menschen am Ende dieser Welt ist ebenso euphorisch wie bei uns in Deutschland.