Reisen verändert. Auch uns. Ob wir´s wollen oder nicht. Manche Veränderungen überraschen uns.

Es dürfte jetzt ca. zweieinhalb Monate her sein, dass wir das letzte Stückchen Fleisch zu uns genommen haben. In Deutschland wäre dies eine unvorstellbar lange Zeit. Und ein Ding der Unmöglichkeit. In Indonesien, Sri Lanka und Indien ist das aber einfach so passiert. Ohne Absicht. Wir haben es nicht mal gemerkt.

Immer wieder treffen wir Menschen, die auf ihren Reisen durch Asien plötzlich ihre Fleischleidenschaft hinter sich lassen und zum Pflanzen- und Fischesser werden. Bei uns wie auch ihnen leitet sich die Verweigerung zum einen aus der unglaublichen Variationsvielfalt von Gemüse und Gewürzen ab, zum anderen aus Ekel. Ekel, das zu essen, was in der Sonne, von Fliegen umschwärmt vor sich hin gammelt. Ekel, das zu essen, was in Minibuchten oder festgekettet am Straßenrand vor sich hinvegetiert, um dann als „frisches Hühnchen“ die letzte Ruhe zu finden.

Gut, dass es in Deutschland anders ist. Die Lebensmittelkontrolle schreibt strenge Richtlinien für Verarbeitung, Transport und Verkauf von Frisch- und Konservenfleisch vor und die Tiere leben ein glückliches, artgerechtes Leben, bis sie sich aufopferungsvoll von alleine ins Messer stürzen.

Oder sind die hygienisch sauberen Verpackungen ein Weichzeichner, der das Bild der Massentierhaltung verwischt? Wir haben in Deutschland noch nie gesehen, wie ein Hühnchen lebt, dass wir essen. In Asien schon. Und das hat uns gequält.

Wer sich den Spiegel Ausgabe 32, Seite 94 („Das Gute essen“) vornimmt, findet den Artikel, der uns über unser eigenes Handeln stutzig werden ließ. Warum ändern wir unsere Gewohnheit erst, wenn wir die gequälten Tiere und das miefende Fleisch sehen? Gammelfleischskandal, Tierquälerei in der Massentierhaltung und mit Wasser aufgespritzte Steaks – das alles kennen wir aus Deutschland vom Hörensagen und doch interessiert es uns kaum die Bohne. Was wir nicht sehen, ist nicht. Verrücktes Gehirn!

Wie leicht es fällt, sich ökologisch rücksichtvoll und nicht wenig erstklassig zu ernähren, erleben wir täglich und sind stets auf´s Neue begeistert, was man aus einer Kartoffel so zaubern kann. Zum Vegetarier wollen wir aber trotzdem nicht werden. Hat sich unser Bewusstsein in Asien dafür entschieden, sollten wir uns nach unserer Rückkehr bewusst machen, was wir an Fleisch zu uns nehmen. Die Bedeutung kann, wie Studien zeigen, von nationaler und internationaler Bedeutung sein: „Massentierhaltung produziert zwischen 18 und 51% der vom Menschen verursachten Treibhausemissionen. Größter Klimasünder ist das Rind.“ (Quelle: Spiegel, siehe oben)

Übrigens: Falls du Lust hast, dich mit dem Thema „Tiere essen“ zu beschäftigen, klingt das gleichnamige Buch von Jonathan Safran Foer ziemlich spannend.