Eines der kleinsten aber reichsten Länder der Welt war für 5 Tage unser nächstes Reiseziel. Riesige Paläste, marmorverzierte Gehwege, Luxukarossen auf den Straßen, Scheichs in ihren schlohweißen Kleidern, Hummer und Kaviar als Standardgericht in den Restaurants und Benzin zum Spottpreis. DENKSTE!
Bis auf den letzten Fakt, Benzin kostet hier wirklich nur 25 Euro-Cent/Liter, entspricht Brunei überhaupt nicht dem Bild eines reichen Sultanats.
Brunei ist anders. Anders als Malaysia, anders als Dubai, anders als wir es uns vorgestellt hätten.
Die Hauptstadt Bandar Seri Begawan (BSB) konkurriert mit dem Flair einer in den 70er Jahren in der DDR erbauten Stadt: Fliesen-Charme und riesige Plätze für Menschenaufläufe prägen das Stadtbild. Einzig der Königspalast und die Moscheen heben sich mit ihrer zeitlosen Architektur und den hochglanzpolierten Kuppeln vom bröckelnden Stadtbild ab. Wasserseitig vorgelagert bieten die Wasserdörfer BSB´s einen bemerkenswerten Kontrast. Auf Pfosten stehen mehr oder weniger baufällige Häuser die insgesamt knapp 32.000 Menschen Lebensraum bieten. Direkt hinter den Dörfern erhebt sich der gigantische Palast des Sultans (laut unserem Reiseführer der größte Palast der Welt). Arm und Reich – Auge in Auge.
Während in den Wasser-Dörfern Haus an Haus steht, kann man meistens mit geschlossenen Augen die Straßen des Landes überqueren. Der geringen Autodichte sei dank, wagten wir uns erstmals mit einem Leihwagen in den Linksverkehr. Ausserhalb der Hauptstadt, die von Größe und Einwohnerzahl in Deutschland als Kleinstadt bezeichnet werden würde, fanden wir uns recht schnell im Grünen wieder. Anders als Malaysia liegt der Wirtschaftsmotor von Brunei in Form von öliger Flüssigkeit unter der Erde. Ein Loch in der Erde zerstört deutlich weniger Natur, als eine Palmölplantage. So bietet Brunei einen bemerkenswert dichten Naturbewuchs.
Tatsächlich zeigt sich der enorme Wohlstand des Landes an anderen Orten.
Einige Kilometer nördlich der Hauptstadt befinden sich das Empire Hotel & Country Club. Wir fühlten uns reichlich deplatziert, als wir mit unserem „stylischen“ Leih-Toyota, Bj 1999, das gigantische Eingangstor des Parks passierten. 1,1 Milliarden US$ hat Prinz Jefri ausgegeben, um einen gigantischen Hotel-Casino-Kino-Club zu errichten. Unserem Budget entsprechend leisteten wir uns nur eine Vorstellung von „Alice im Wunderland“ – in phatten Leder-VIP-Sesseln.
in Marmor gehaltene 4-stöckige Lobby des Hotels
Ein weiteres Zeichen für den Reichtum Bruneis ist der Jerudong Park Playground – ein gigantischer Freizeit- und Vergnügungspark, in dem sicher auch Dinos ihren Spaß gehabt hätten. Die Betonung liegt auf „hätten“, denn nicht nur die Dickhäuter haben ihre besten Zeiten hinter sich. Als Geschenk(!) des Sultans an sein Volk verfällt der Park zusehends.
Als wir am frühen Abend für durch den Park liefen, begegneten wir nicht nur extrem wenig Besuchern, sondern auch zerfallenen Karussellen, zugewachsenen Geisterbahnen und demontierten Was-auch-Immer-Attraktionen. Vereinzelt begann sich ein Karussell für uns zu drehen oder schaltete ein wartender Wächter den Autoscooter für uns beide an. Dennoch hat uns das Umherstreifen durch den Park ziemlich viel Spaß bereitet, denn wo sonst hat man einen gigantischen Freizeitpark fast für sich alleine!
Wagt man sich als Tourist noch weiter ins Landesinnere - entweder mit einem Leihwagen über Land oder mit dem Speedboot von BSB Richtung Bangar - offenbart sich der tatsächliche Unterschied zu anderen asiatischen Ländern. Die Häuser sind riesig! Teilweise gleichen sie kleinen Schlössern mit extrem gepflegten Gärten.
Zudem schafft es Brunei, dem landläufigem Bild von Erdölförderung nicht zu entsprechen: In der Gegend um Seria befindet sich der Schwerpunkt der Erdölindustrie. Als wir auf dem Weg Richtung Grenze die Ölfelder passierten, fühlten wir uns wie in einem Landschaftspark. Neben erstklassigen Straßen erstrecken sich ausgedehnte Grünflächen auf denen vereinzelt die Ölpumpen unermüdlich das schwarze Gold zu Tage fördern.
Fünf Tage hatte uns Brunei als Gäste – für uns 5 bemerkenswerte Tage. Auch wenn Brunei nicht daher kommt, wie ein Land aus 1000 und einer Nacht, die Brunei-$ nicht auf der Straße umherflattern und uns kein einziger Ölscheich über den Weg lief, so hat uns Brunei mit seiner relaxten, heimeligen und sehr eigenen Art überrascht. Touristen, die Brunei für einen Tagesausflug einplanen wird sich der Reichtum des Landes nicht offenbaren, sie werden enttäuscht weiterreisen. Diejenigen, die sich tiefer in das Land vorwagen, zeigt Brunei seinen besonderen, einzigartigen Charakter.