Japan hat sich seinen Platz geschickter Weise direkt auf dem Druckventil des Dampfkessels Erde ausgesucht. Auf der geologischen Bruchzone von nordamerikanischer, eurasischer, philippinischer und pazifischer Platte geht es unter und auf dem Land heiß her. Es wackelt, explodiert und blubbert des Öfteren auf der viertgrößten Insel der Welt. Mensch und Tier – beide nicht dumm, haben vor einigen tausend Jahren mitbekommen, dass so eine, heißes Wasser, sprudelnde Quelle durchaus zum Aufpolieren des eigenen Wohlbefindens genutzt werden kann. Entsprechend verteilen sich heute landesweit öffentliche und private Badeanstalten, die Onsen.

Viele Onsen sind nichts weiter als eine große Badewanne, in die ständig heißes Quellwasser fließt. Beeindruckender wird es, wenn die Wanne und die Umgebung etwas aufgehübscht wurden. In Yudanaka gibt es den Tohmi-no-Yu, den “Hot Spring with a far away view”, ein Onsen bei dem man während des Badens seine Weitsichtigkeit testen kann. Knapp 30 Kilometer weit reicht der Blick an klaren Tagen. Wir wollten am Tage aber nicht baden, darum haben wir´s Nachts gemacht und bei über 40°C Wassertemperatur und 10°C Außentemperatur den Blick auf das funkelnde Lichtermeer der Stadt Nakano genossen.

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Übrigens gilt in japanischen Onsen fast ausschließlich Geschlechtertrennung und Textilverbot. Lassen sich Mann und Frau in Ermangelung geeigneten Platzes nicht trennen, gibt es einen Zeitplan für Männlein und Weiblein. Die Nutzung der Bandeanstalten unterscheidet sich von den Spa-Regeln Deutschlands durch ihre Einfachheit: Man geht in einen Umkleideraum, den man nackt und ohne irgendwelche Hilfsmittel Richtung Gemeinschaftsbad verlässt. Im Bad stehen kleine Holzschemel, Waschmittel, Handbrause und Spiegeln an der Wand bereit, um sich vor dem Gang ins heiße Bad ordentlich abzuwaschen.

Nicht wenige Menschen nutzen die Onsen, um ihrer täglichen Körperhygiene nachzugehen. Das eigene Bad existiert nicht oder bleibt somit ungenutzt. Dabei tragen sie bei dem Gang ins Onsen traditionell nichts weiter als ihre Holz-Flip-Flops und den Yukata, eine Art Bademantel. Nicht selten sah ich, wie Männer sich im vom heißen Wasserdampf beschlagenen Spiegel rasierten, um wenig später auf ihren Holzpuschen durchs Dorf zurück nach Hause zu klackern.

Aber auch einige Tiere haben die Annehmlichkeiten der heißen Quellen für sich entdeckt. Im JIGOKUDANI-YAENKOEN Snow-Monkey-Park, in der Nähe von Nagano, hat sich eine knapp 200-Mann starke Makaken-Horde an der dortigen Quelle niedergelassen. Im heißen Wasser überstehen sie angenehm den kalten japanischen Winter und auch im Sommer scheuen sie nicht vor dem nassen Heiß.

Wer sich direkt vor Ort ein Bild von den wilden Ludern bei ihren Spielen im heißen Wasser machen möchte, kann dies via Livecam machen: hier klicken

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