Wie in jedem Jahr, so steckte am dritten Tag wohl jedem Besucher die Müdigkeit in den Knochen. Das so Programm der Vortage forderte von Gehirn, Moleskin und Turnschuhen Höchstleistung ab. Auch am letzten Konferenztag gab es sehr hochkarätige und zukunftsweisende Sessions.

[caption id=“attachment_1768” align=“alignleft” width=“400”]Dr. Peter Troxler über 3D-Drucker als Start in eine neue industrielle Revolution Dr. Peter Troxler[/caption]

Dr. Peter Troxler führte unter dem Titel “3D Printing: (How) can we make a third industrial revolution” eine Session, die sich mit den Zeichen einer neuen Wende in unserem bekannten Gefüge aus Produzent - Handel - Konsument beschäftigt. Seinen Fokus legte er nicht so sehr in die technischen Raffinessen, mit denen die erste Generation von 3D Druckern aufwartet. Vielmehr geht es darum, zu erkennen, welche Veränderung sich nicht nur im direkten Umfeld des vorgenannten Beziehungsverhältnisses ergeben. Bereits die erste und zweite industrielle Revolution haben gezeigt, das sich die Veränderungen auf nahezu alle Gesellschaftsbereiche ausgewirkt hat. Das Umdenken, zukünftig keine Kaffeemaschine, sondern das Design einer Kaffeemaschine zu erwerben, wird vollkommen neue Fragen und Herangehensweisen an Traditionen und Gesetze verlangen.

republica_felixschwenzel Felix Schwenzel versuchte mit seinen Beitrag “10 Vorschläge die Welt zu verbessern” nicht nur gute Laune und Witze zu verbreiten. In das Zentrum seines humoristisch dargebotenen Auftritts stellte er “Angst”. Angst, die seitens der Regierung und anderen Organisationen aus Machtgründen unter den Menschen geschürt wird. Klingt ein wenig nach Verschwörung, das darf man aber auch erwarten, bei jemandem, dessen Blog wirres.net heißt. Wer verstehen will, was Schwenzel ausmacht und wer wissen möchte, ob er sich auf ihn einlassen kann, sollte das ausprobieren, und sich den Vortrag ansehen. Und den gibt´s hier…

[caption id=“attachment_1767” align=“alignleft” width=“400”]Jan-Uwe Fitz Jan-Uwe Fitz[/caption]

Mit der Frage, wie das Internet die Literatur und das Geschriebene verändert, beschäftigten sich Frederic Valin und Jan-Uwe Fitz. Hätte es Karl May mit seinen Landschaftsbeschreibungen zu literarischem Ruhm geschafft, wenn er per Instagram ein Foto auf die Buchseite geklebt hätte? Sicher nicht, so Valid. Das Digitale verlangt nach Kürze. Eben aus jenem Grund konnte überhaupt erst Jan-Uwe Fitz auf der Bühne stehen. Mit seinem Twitter-Account @vergreamer als Taubenvergreamer Fritz erlangte er literarische Aufmerksamkeit und veröffentlichte Bücher wie “Entschuldigen Sie meine Störung: Ein Wahnsinnsroman” und “Wenn ich was kann, dann nichts dafür”. Beides Werke, die so gar nicht in das übliche Roman-Bild passen und doch zeigen, dass in der digitalen Literatur andere Regeln gelten, als im klassischen Buchdruck.

 

[caption id=“attachment_1766” align=“alignleft” width=“400”]Ai Weiwei Ai Weiwei[/caption]

Highlight des Tages war sicher der Auftritt von Ai Weiwei, dem chinesischen Künstler, der wegen seiner regierungskritischen Äußerungen in China festgehalten wird. Das Netz kümmert das nicht und so war Ai Weiwei in Berlin - in Form eines Videointerviews, welches für die re:publica geführt wurde. Es ging primär darum, welche Rolle das Netz für  ihn und seine Meinungsverbreitung spielt und welche Auswirkungen die chinesische Netzpolitik darauf hat. Es wurde deutlich, dass ein staatlich kontrolliertes und reglementiertes Netz selbst die Macht eines international bekannten Künstlers und Meinungsmachers fast vollständig verstümmelt. Vor diesem Hintergrund darf die Frage gestellt werden, wie die jüngsten Pläne der Telekom zu werten sind.