v.l.n.r. Johnny Haeusler, Tanja Haeusler, Sanja Stankovic, Ingo Kriebisch, Sarah Pust v.l.n.r. Johnny Haeusler, Tanja Haeusler, Sanja Stankovic, Ingo Kriebisch, Sarah Pust

Am gestrigen Montag startete die weltgrößte, weil weltumspannenden Social Media Week in die zweite Runde. Über 160 verschiedene Veranstaltung alleine in Hamburg bieten Unternehmern und Privatpersonen kostenlos die Möglichkeit, sich zu informieren, zu netzwerken und Best-Practice-Studien direkt in Unternehmen kennen zu lernen. Bei einer derart umfangreichen Angebotspalette ist es nicht leicht, sich für die richtigen Themen anzumelden. Ich hatte am ersten Tag das große Glück, zwei sehr spannende und inspirierende Veranstaltungen auf meinem Terminplan zu besuchen.

Netzgemüse – So wird das Internet zur Familiensache

In der Universität Hamburg sprachen die Buchautoren  Tanja und Johnny Haeusler mit Ingo Kriebisch (Leiter des Referats Medienpädagogik am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung) und Sarah Pust über erlebte Probleme und erprobte Lösungen in der Aufzucht und Pflege von jungem Netzgemüse = Kinder.

Die digitale Entwicklung stellt nicht nur die Handelslandschaft auf den Kopf, auch Eltern und Lehrer stehen vor neuen Herausforderungen im Umgang mit Facebook, Youtube & Co.. Medienkompetenz als Stichwort wird derzeit in sehr unterschiedliche Weise interpretiert. Die beiden Autoren schilderten ihre Erfahrung, wie der Computer und das Internet erfolg- und lehrreich in den Lebensraum Familie integriert werden kann und wie auch Eltern von ihren Kindern lernen können. Der angerissene Aspekt Schule blieb m.E. und glücklicherweise nur angerissen. Dort wird Medienkompetenz primär öffentlichkeitswirksam in Form von digitalen Whiteboards und der Anschaffung von iPads für einzelne Klassenstufen definiert. Die Fokussierung auf die technischen Hilfsmittel stellt für die Autoren den unglücklicheren Weg dar, Kompetenz in der Schule zu vermitteln.

Die beiden Autoren sind selber Eltern und blicken auf mehr als 20 Jahre Erfahrung im Umgang mit dem Internet zurück. Sie haben die deutsche Netzkultur mit der Gründung der re:publica und dem Blog spreeblick.de nachhaltig geprägt. Daher war dieses Panel auch für digitale Natives die selbst noch keine Eltern sind sehr informativ und denkanstoßend.

Webseite zum Buch: Netzgemüse

SpeedSpiration im betahaus | Hamburg

Eine Netzwerkveranstaltung der besonderen Art fand im Coworking-Space Hamburgs, dem betahaus statt. Anders als bei den dutzend anderen wöchentlich stattfindenenden Netzwerktreffen, galt es mit dem System SpeedSpiration (übersetzt Schnelle Inspiration) ungeahnte Antworten auf Fragen zu bekommen.

Wie funktioniert „SpeedSpiration“? An einer langen Tafel sind da, wo man normalerweise sitzt, abwechselnd Karten mit Frage- und Ausrufezeichen aufgeklebt. Einem Fragezeichen steht auf der anderen Tischseite ein Ausrufezeichen gegenüber. Die Person, die auf der Seite des Fragezeichens steht, stellt eine Frage. Die gegenüberstehende Person hat 2 Minuten Zeit, auf die Frage zu antworten.

In zwei Runden, die gefühlt wie 10 Minuten vergingen, aber 40 Minuten dauerten, antwortet ich auf Fragen, wie:

  • Ich habe eine Fanpage auf Facebook. Wie bekomme ich neue Fans?
  • Wie äußert sich eine Unternehmenskultur?
  • Welche journalistischen Medien machen ihren Job gut?
  • Wie kann man die Klimaveränderung in einer App darstellen?
  • Wie kann man 200 Menschen an einem Tag dazu motivieren, sich gesellschaftlich zu engagieren?
  • Welche Faktoren müssten verändert werden, damit Hamburg eine lebenswertere Stadt wird?
  • Wie kann man Kunden den Wert seiner Leistungen begreifbar machen?
  • Ich gründe ein innovatives Projekt und suche einen Nickname.

Da ich mich in der NetzKombyse regelmäßig mit kreativen Strategie- und Unternehmensfragen auseinandersetzen darf, finde ich dieses System des professionalisierten Frage/Antwortspiels unheimlich erfrischend, kreativ und inspirierend.

Fazit: Jeden Unternehmer brennen Fragen unter den Nägeln, die er nur schwer bis gar nicht beantwortet bekommt, wenn er diese nicht laut und unternehmensextern stellt. Durch das Aufeinandertreffen sehr verschiedener und einander meist unbekannter Personen erhält der Fragende immer unerwartete Antworten, die seine Überlegungen in eine neue Richtung stoßen. Ebenso kann man sich als Antwortgeber kreativ und ohne Schranken beim Brainstorming austoben. Diese Art des Brainstormings hat mir sehr gefallen, nicht zuletzt, weil ich Antworten auf Fragen fand, die mich schon lange unbefriedigt grübeln ließ.

Anders als mir bekannte Netzwerkt-Systeme, stellten sich mir beim SpeedSpiration nicht die Nackenhaare auf. Die beiden sympathischen „Erfinderinnen“ bieten ihre Idee kostenfrei und auch online „durchspielbar“ an.

Webseite: speedspiration.com