Bereits zum zweiten Mal trafen sich im MakerHub Hamburg ca. 50 Unternehmer und solche, die es in näherer Zukunft werden wollen, um sich mit dem Businessmodell des Solopreneurs vertraut zu machen. Einen Tag lang zeigten Ehrenfried Conta Gromberg, Autor des Buchs “Smart Business Concepts” und Thorsten Kucklick, Betreiber des Blogs Digitalbetrieb, in Theorie und Praxis was die Besonderheiten dieser Art von Geschäftsmodell ist. Hendric Rüsch von der Firma Jimdo demonstrierte, wie mit dem hauseigenen Homepagebaukasten eine Webseite erstellt werden kann. Ich persönlich habe mich sehr über die Einladung gefreut, bei der Abschluss-Keynote meine Erfahrungen als Angestellter, Unternehmer und Solopreneur zu vergleichen und Risiken und Chancen aufzuzeigen.

Für alle Anwesenden und jene, die nicht vor Ort sein konnten, möchte ich hier meine Erfahrungen und Ausführungen aus 5 Jahren Solopreneur-Dasein kompakt zusammenfassen.

Solopreneure sind keine Freelancer und Unternehmer.

Auch beim 2. Solopreneurday hörte ich vereinzelt den Irrtum, dass Freelancer Solopreneure sind. Dem ist aber nicht so. Bei dieser Art von Geschäftsmodell geht es deutlich nicht darum, lediglich die eigene Leistung neu zu benennen. Es geht darum, mit der eigenen Kompetenz und z.B. unter Zuhilfenahme technischer Plattformen ein skalierbares Geschäftsmodell aufzubauen, welches mit dem klassischen Freelancer-Job nichts mehr zu tun hat. Es geht darum, selber zum Unternehmen zu werden.

No fame for Solos

Das ist die wohl unangenehmste Botschaft. Meinem Eindruck nach ernten Solopreneure für ihre Arbeit kaum öffentliche Anerkennung. Ein Designer der seine Arbeit auf 99designs erfolgreich vermarktet, erzeugt eine deutlich unauffälligere Außenwirkung, als ein Kollege der für namhafte Unternehmen arbeitet. Ein Solopreneur wird beim Smalltalk selten die Beachtung auf sich ziehen, wie es einem Unternehmer mit freien Mitarbeitern gelingt. Wer also Motivation von außen benötigt (oder haben möchte), der sollte genau prüfen, ob diese Art von Geschäftsmodell für ihn geeignet ist.

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Die Idee kommt aus einem selber

Wie nähern sich Unternehmen in Gründung dem Markt? Sie analysieren den Markt, vergleichen Angebot und Nachfrage, nehmen die Zielgruppe in den Fokus, setzen sich mit dem Wettbewerb auseinander, ermitteln Ertragschancen. Am Ende wird ein Unternehmen mit einem vom Markt abgeleiteten Unternehmensziel gegründet, welches ein Team an Mitarbeitern aufbaut, die (im Idealfall) die definierten Ziele erreicht. Beim Solopreneur sieht die Sache meiner Erfahrung nach anders aus. Die erste Frage, die man sich als Solo stellen sollte lautet: “Was will ich?” und danach direkt “Was kann ich?”. Man stellt sich als Solopreneur kein Team zusammen und baut komplette Infrastrukturen für seine Zielgruppe auf. Als Solopreneur fängt man bei seinen eigenen Kompetenzen an und prüft erst dann, ob diese am Markt gefragt sind. Sich diesen Unterschied vor Augen zu führen ist aus mehreren Gründen wichtig: Zum einen treibt einen Solopreneur die intrinsische Motivation an, zum anderen muss man sich zu 100% mit der Art und Weise der Leistung identifizieren.

Augen auf bei der Partnerwahl

Unten abgebildete Darstellung zeigt die Abhängigkeit des Unternehmenserfolg von der Leistungsfähigkeit der einzelnen “Unternehmenskomponenten”. Grob veranschaulicht: das Unternehmen kann nur so erfolgreich sein, wie sein schwächstes Mitglied. Im Gegensatz zu typischen Unternehmen sind Solopreneure im laufenden Geschäftsbetrieb idealerweise Universalisten, d.h. sie selber vereinigen in sich starkes und weniger starkes Fachwissen in den Teildisziplinen. Ein Austausch einer schwächeren Komponente ist also nicht wirklich möglich. Worauf aber unbedingt Acht gegeben werden muss: wird ein externer Partner für die Abwicklung genutzt (z.B. AirBnB, Spreadshirt, 99designs, Jimdo etc.), muss dessen Zuverlässigkeit gewährleistet sein, da man auf diese Komponente in den seltensten Fällen direkten Einfluss hat.

[caption id=“attachment_6377” align=“aligncenter” width=“720”]Eimermodell: Gesamtheit ist nur so gut, wie das schwächste Mietglied Eimermodell: die Gesamtheit ist nur so gut, wie das schwächste Mietglied[/caption]

 

Ich habe im Folgenden ein paar einfache Beispiele skizziert, wie eine Solopreurship aussehen kann:

  • Designer bietet Logos auf Plattformen zum Verkauf an (99designs, fotolia, istock etc.)
  • Hauseigentümer vermietet eine Einliegerwohnung/Zimmer über Portale (Airbnb, Ferienhaus.de etc.) (Vorsicht: Rechtsprechung in Deutschland beachten!)
  • Werbetexter/Autor schreibt ein Buch über SEO und Content-Marketing (Vorsicht: Verlagsbranche!)
  • Illustratoren bieten über Webseite individuelle Zeichnungen anhand von Vorlagen an

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