Der fünfte Tag nach der Übernahme war wohl einer der ersten Schlüsseltage. Ich konnte mir vorher nicht vorstellen, wie man ein Haus an einem Tag so auseinander nehmen kann, wie wir es an diesem Tag gemacht haben.
Der Elektriker zog die moderne Digitalisierung in Form von LAN-Kabeln durch die alten Mauern. Von unten nach oben erreichte das orangefarbene Kabel jede Etage und sollte von dort aus in Zukunft noch weiter verteilt werden. Das Obergeschoss hatte ich weitgehend frei von Fremdleistung gehalten, zu groß sollte das Rambazamba im Erdgeschoss werden.
Der Maurer schlug die ersten Löcher in die Außenhaut, um aus dem Fenster eine Terrassentür zu machen und um aus einer kleinen Schießscharte im HWR ein solides richtiges Fenster zu machen, denn den HWR sollte es bald nicht mehr geben. Mit ihm hatten wir Größeres vor.
Im Erdgeschoss wurden alle Stahlrahmen entfernt. Ich habe das nicht ganz verstanden, weil ich wusste, was noch kommen würde. Aber “das muss so sein” wurde mir von den Handwerkern bestätigt.
Während im Erdgeschoss die Handwerker tobten, habe ich mich im Obergeschoss weiter an der Tapete zu schaffen gemacht.
Nachdem am Nachmittag die Baukolonnen ihre Arbeit beendet hatten und mich allein ließen, wagte ich mich wieder ins Erdgeschoss und machte mich daran, den losen Putz abzuschlagen. Zum Hintergrund: Als das Haus 1975 mit YTong-Steinen gebaut wurde, war dieser Baustoff relativ neu. Eine Eigenschaft von Ytong ist, dass er Feuchtigkeit extrem schnell bindet. Wenn man also verputzt, muss der Ytong vorher gut durchfeuchtet werden, sonst entzieht er dem Putz zu schnell das Wasser, was zu einer schlechten Verbindung von Putz und Wand führt. Und genau das ist bei uns passiert. Ein beherzter Stoß mit dem Zollstock in den Putz genügte und zack, Loch. Also hieß es für uns: Der Putz muss runter. Und neuer drauf. Mehrkosten zack 2.000 Euro und jede Menge Stress.
Und wenn ich schon den Meißel in der Hand habe, dann fliegen auch gleich die Riemchen von der Wand, die neben der Ästhetik auch die Putzer beim Putzen stören würden.