tldr
Wir haben in den letzten 2 Jahren den Dachboden unseres Hauses komplett umgebaut. Eine Kernsanierung von 0 auf 100. Ini dem Beitrag schreibe ich dir auf, was wir gemacht haben und welche materialien wir wie eingesetzt haben. Hier ist ein 1:30er Video, falls du erstmal sehen willst, ob es sich lohnt, weiterzulesen.
Die Ausgangslage
Beim Einzug in das Haus war der 1976 hergestellte Spitzbodenausbau nicht mehr “ganz in Form”: Zwischensparrendämmung die mit Holzlamellen gegen den Innenbereich verkleidet war. Jede fallende Stecknadel hörte man bis ins Erdgeschosse, Elektrik aus der Hölle, lose rieselnder Putz am Schornstein, ein Eldorado für Spinnen, Wanzen und Marienkäfer.
So sah es vorher aus…
…
…und so während des Totalabrisses
…und so am Ende
Im Zuge der Dachsanierung entschieden wir uns zu einer Aufsparrendämmung, um dem Dachboden maximale Raummaße zu gönnen. Auf die 16 cm Sparren kamen Schalbretter und Aufkeilrahmen mit großen Dachflächenfenstern. Nun galt es, die Perle endlich zu polieren.
Tabularasa
Wie sagte der Zimmermann so schön: “Henning, reiß erstmal alles raus und dann gucken wir uns an, womit wir es zu tun haben.”
Und so riss alles raus. Bis runter auf die Obergeschossdecke. Und ich sag dir, wir hatten Spaß: eine laienhaft hingerotzte Erneuerung des Fußbodens aufgrund eines alten Wasserschadens, Schnappsflaschen (leer!), dutzende Kronkorken von Bieren, angesägte Zangen (die dicken Balken, die den Dachboden tragen) und ein schlimmes Niveau im waagerechten Sinn.
Fundstück: eine leere Flasche Schnaps - und so sah auch das Niveau auf: bis zu 8 cm Differenz auf der Fläche, die ausgeglichen werden mussten.
Das Ergebnis sieht so aus: gefegte Decke, alles was nichts drin zu suchen hatte, flog raus, Elektrik überprüft, Heizung überprüft. Baufreiheit für die Zimmermänner, die ich für die Herstellung des Bodens beauftragt habe.
Der neue Bodenaufbau
Da die Nutzung später als Büro und Feelgood-Area 😆 vorgesehen ist, wollten wir das Thema Schallschutz so gut wie möglich umsetzen. Es war gar nicht so einfach, einen geeigneten Aufbau des Untergrundes zu erabreiten. Im Altbau verlässliche Infos zu Trittschallentkopplung zu finden, gestaltete sich schwierig. Auch der Zimmermann hielt sich verständlicher Weise eher wage. Letztendlich bin ich in einem Forum fündig geworden, welches gute Endergebnisse vorweisen konnte.
Unser Aufbau (von unten nach oben):
- Bestand: Fermacellplatte (Decke des 1. OG)
- 180 mm Steico-Flex Holzfaserdaemmung (bei 200 mm Zangenstärke)
- Daemwool DFS Trittschall-Dämmfilz in Streifen (Stärke 5 mm)
- 25 mm OSB verschraubt
- 30 mm Trockenestrich
- später folge dann noch Echtholzparkett 15mm, geklebt
Auf dem Foto sieht vom (v.v.n.h.): Niveauausgleich, Dämmstreifen auf Zangen, OSB-Platte, Holzfaserdämmung
Auf der OSB wurde abschließend schwimmend Trockenestrich verlegt
Giebel, Giebel voller Sand
Die beiden Giebel und den mies verputzen Schornstein habe ich mit Rigips-Platten verkleidet: Bei den Giebeln habe ich das mit Hilfe von Perlfix im Klebeverfahren gemacht. Im Gegensatz zum Befestigen mit einer Trockenbaukonstruktion geht das vergleichsweise einfach und schnell. Ich hab mich an 2 Stellen aber etwas mit dem Andrücken vertan. Viel hilft nicht immer viel. Beim Spachteln hatte ich entsprechend mehr zu tun.
Verleidung ohne Unterkonstruktion, sondern mit Perflix
Spachteln bis Q3.
Abseits! Die Abseiten
Kopfzerbrechen haben mir die Drempel bereitet. Da ich die Sparrenzwischenräume offen habe, kann ich nicht wie bei einer Zwischensparrendämmung mit Gipskarton arbeiten. Schließlich haben wir uns entschieden, die Abseiten aus Sperrholz herzustellen. Im Holzfachhandel gibt es die Platte 2500 x 1250 mm x 12 mm aus Kiefersperrholz. Hier kam auch mein Jig zum Einsatz, den ich zum Sägen von Winkeln >45° gebaut habe. Hier liest du mehr dazu. Da mein Dach eine Neigung von 51° hat, musste ich das Holz spitz zuschneiden. Mit der Tauchsäge und den Führungsschienen geht das ganz einfach.
2500x1250mm Kiefer-Sperrholz
In die so vorbereiteten Platten habe ich dann die Sparren-Ausschnitte gesägt und mit einer Elektrobandfeile ebenfalls auf Schräge geschliffen. Da es uns wichtig war, den Sparren und Schalbrettern nicht die Show zu stehlen, wurden die Bretter grundiert, gespachtelt und gestrichen. Für Grundierung und Spachtelung wurden mir von Marco die Jaeger-Produkte Holz-Isolier- und Deckenfarbe und den genialen Acryl-Feinspachtel empfohlen. Ich sage dir, das war einer der besten Tipps ever. Das Ergebnis sind Oberflächen, die durch den Lack von Anna von Mangold perfekt glatt wurden. Neben den Abseiten haben wir auch die gesamte Fensterleibung damit aufbereitet.
das Feinspachtel-Setup
Die fertigen Abseiten
Color me
Das mit großem Abstand heftigste Kopfzerbrechen bescherte uns die Entscheidungsfindung über, die Produktauswahl der und die Materialvorbereitung für die Farbgebung. Doch zuerst musste ich alle Sparren glatt schleifen. In welch teuflischem Akt ich das getan habe: dazu gibt es hier einen eigenen Artikel…
Die Schalung musste mit 80er Papier angeschliffen werden, alle Löcher vorher verschließen, Fugen spachteln, Blendleisten vorbereiten und einkleben. Da willst du dich in deiner Entscheidung der Farbgebung auch wirklich nicht vertun. Wie schlimm es aussehen kann, zeigen die “vorher”-Bilder ja eindrucksvoll. Also standen Farbtests, Anstrichversuche und Arbeitsproben auf dem Programm. Und dann, nachdem wir uns endlich sicher waren (quatsch, waren wir nicht.), hat meine Frau die ganze Schose 3x gestrichen. Das Ergebis: whooop!!!!
Wir haben uns für Dimma white wash der Firma Moose Färg entschieden.
Überall da, wo wir Malervlies (Giebel, Schornsteinverkleidung) haben, setzten wir Anna von Mangold Glambecksee 563 ein. Gerade im Zusammenspiel mit der indirekten Beleuchtung sieht die Farbe ziemlich gut aus.
Shelly-getriebene LED-Beleuchtung
AC/DC
Bei der Kernsanierung des Hauses vor einigen Jahren ließ ich mir vom Elektriker bereits eine separat gesicherte Leitung ins Dachgeschoss legen, so dass ich mit der Raumverteilung dort rangehen konnte. An sich habe ich hier nichts Erwähnenswertes gemacht, außer, dass ich jeden Schalter und fast jede Dose mit einem Shelly versehen habe. D.h. ich kann die Lampen sowohl manuell via Taster bedienen, als auch via App. Alexa steht inzwischen auch hier und steuert somit alles, was ich steuern möchte. Bei der Verdrahtung der Schalter mit den Shellys entstand dieser Beitrag…
Über die ebenerdig eingebaute und sich halbautomatisch öffnende Dachbodenluke als Zugang habe ich hier geschrieben, wie ich´s gemacht habe.
Wenn du Fragen hast, schreibe mir gerne. Ich freue mich über Feedback und teile meine gemachten Erfahrungen gerne.
Ich habe ihn unter Einfluss von gutem Kaffee geschrieben.
Spendierst du mir eine Tasse für den nächsten Beitrag?
🙏🏽
Ja, gerne!