Ich war heute dank Einladung auf der OMR in Hamburg. Neben seinem Business-Aspekt, interessierte mich vor Allem der Auftritt von Rick Rubin.

Wer ist Rick Rubin?

Rick Rubin, einer der einflussreichsten Musikproduzenten unserer Zeit, ist bekannt für seine genreübergreifende Arbeit und seine Fähigkeit, das Beste aus Künstlern herauszuholen. Rubin gründete das berühmte Plattenlabel Def Jam Recordings und half dabei, die Karrieren von Beastie Boys, LL Cool J und Public Enemy zu starten. Sein minimalistischer Ansatz in der Produktion, oft charakterisiert durch einen “weniger ist mehr”-Stil, hat dazu beigetragen, einige der bedeutendsten Alben in der Musikgeschichte zu formen.

Einige von Rubins Meisterwerken umfassen das Album „Blood Sugar Sex Magik“ der Red Hot Chili Peppers, das den Sound der Band prägte und sie zu Superstars machte. Auch Johnny Cashs Spätwerk, insbesondere die „American Recordings“-Serie, ist ein Testament für Rubins Fähigkeit, Künstlern zu ermöglichen, tiefgreifende, persönliche Werke zu schaffen. Diese Alben, die in einer sehr rohen, intimen Form aufgenommen wurden, zeigten Cash von einer verletzlichen und ehrlichen Seite.

Weiterhin spielte Rubin eine entscheidende Rolle bei der Produktion von Metallicas „Death Magnetic“, das als Rückkehr zu ihrem klassischen Sound gilt. Auch bei Alben von Künstlern wie Adele und Kanye West hat Rubin seine Finger im Spiel gehabt, wobei er oft dazu neigt, die Produktion zu entkleiden und auf den Kern der Musik und die Emotionen der Künstler zu fokussieren.

Sein kreativer Ansatz

Rubins Ansatz ist oft geprägt von seiner Philosophie, dass der Künstler im Zentrum des Schaffensprozesses stehen sollte. Er ist bekannt dafür, dass er die Künstler dazu bringt, sich selbst zu hinterfragen und sich auf ihre musikalischen Instinkte zu verlassen, was oft zu unerwarteten und bahnbrechenden Ergebnissen führt. Seine Arbeit hinter den Kulissen hat ihm den Ruf eines “Musikflüsterers” eingebracht, jemand, der das Potential eines Künstlers sehen und es in einer Weise zum Vorschein bringen kann, die sowohl kritisch als auch kommerziell resoniert.

Rick Rubin bleibt eine zentrale Figur in der Musikindustrie, nicht nur wegen seiner beeindruckenden Diskografie, sondern auch wegen seiner tiefgreifenden Einflüsse auf die Musikproduktion und Kreativität im Allgemeinen. Seine Projekte sind ein Beleg dafür, dass echte kreative Durchbrüche oft durch Rückbesinnung auf das Wesentliche erreicht werden können.

Im Fireside-Chat mit Aria Nejati, Head of Hip-Hop being Apple, gewährte Rubin grundlegende Einblicke in seine Philosophie der Produktion und den kreativen Schaffungsprozess.

„Never describe an idea - always show it“

Rick Rubins Regel, Ideen nie zu beschreiben, sondern stets zu zeigen, ist ein wesentlicher Bestandteil seiner Produktionsphilosophie. Diese Herangehensweise spiegelt seine Überzeugung wider, dass Musik ein unmittelbar erfahrbares Medium ist und dass wahre kreative Ausdruckskraft durch direktes Handeln und Experimentieren am besten zu Tage tritt.

Rubin motiviert Künstler dazu, ihre musikalischen Ideen durch Spielen, Experimentieren und Aufnehmen zu explorieren, statt nur darüber zu reden. Dieser Ansatz zielt darauf ab, den kreativen Prozess so organisch und authentisch wie möglich zu gestalten. Indem er die Künstler anregt, ihre Ideen in die Tat umzusetzen, hilft Rubin ihnen, ihre musikalischen Visionen klarer zu verstehen und zu realisieren.

Dieser Ansatz ist besonders effektiv, weil er verhindert, dass Künstler sich in ihren eigenen Erklärungen und Konzepten verlieren. Statt sich auf abstrakte Beschreibungen zu stützen, die oft zu Missverständnissen führen können, fördert Rubin eine Umgebung, in der direktes Ausprobieren und Hören im Vordergrund stehen. Dadurch können Künstler oft zu tieferen und intuitiveren Einsichten gelangen, was letztlich zu authentischerer und kraftvollerer Musik führt.

Diese Regel ist ein Schlüsselaspekt von Rubins allgemeiner Philosophie, dass der Produktionsprozess eine Entdeckungsreise sein sollte, auf der der Künstler seine Grenzen auslotet und über sich selbst hinauswächst.

„Physical movement“

Rick Rubin empfiehlt oft, sich physischen Aktivitäten zuzuwenden, wenn man im kreativen Prozess feststeckt. Diese Methode basiert auf der Überzeugung, dass der Körper und der Geist eng miteinander verbunden sind und dass körperliche Bewegung helfen kann, geistige Blockaden zu lösen und die Kreativität zu steigern.

Rubin selbst ist bekannt dafür, dass er Meditation und Yoga praktiziert und diese Praktiken auch den Künstlern nahelegt, mit denen er arbeitet. Er glaubt, dass solche Aktivitäten helfen können, den Geist zu beruhigen, Stress abzubauen und einen klareren, fokussierteren mentalen Zustand zu erreichen, der förderlich für kreatives Denken ist.

Darüber hinaus schlägt Rubin vor, dass sogar einfache Spaziergänge oder leichte Übungen helfen können, den Kopf freizumachen und neue Perspektiven zu eröffnen. Die Idee dahinter ist, dass durch die Umstellung der Umgebung und die körperliche Betätigung Endorphine freigesetzt werden, die das Wohlbefinden steigern und somit die Kreativität anregen können.

Diese Herangehensweise ist Teil von Rubins ganzheitlichem Ansatz zur Musikproduktion, der nicht nur die technischen Aspekte der Schaffung von Musik berücksichtigt, sondern auch das Wohlbefinden und die psychologische Verfassung der Künstler. Durch die Integration von physischen Aktivitäten in den kreativen Prozess bietet Rubin eine Methode, die Künstlern helfen kann, ihre innere Blockade zu überwinden und ihre kreative Vision effektiver zu realisieren.

„No rules in the House“

Rick Rubins Regel „No Rules in the House“ spiegelt seine grundlegende Philosophie wider, dass im kreativen Prozess alle herkömmlichen Regeln und Einschränkungen aufgehoben werden sollten. Diese Einstellung zielt darauf ab, Künstlern einen freien und ungebundenen Raum zu bieten, in dem sie ohne Angst vor Fehlern oder Kritik experimentieren und ihre Ideen vollständig entfalten können.

Durch das Beseitigen der üblichen Rahmenbedingungen oder vorgefassten Meinungen über das, was Musik sein sollte oder wie sie zu klingen hat, fördert Rubin eine Umgebung der kreativen Freiheit. Dies ermöglicht es den Künstlern, über ihre bisherigen Grenzen hinaus zu denken und neue, oft unkonventionelle musikalische Wege zu beschreiten. Ein solcher Ansatz kann zu originellen und bahnbrechenden musikalischen Werken führen, die möglicherweise in einem restriktiveren Umfeld nie entstanden wären.

„No Rules in the House“ betont auch die Wichtigkeit des intuitiven Prozesses in der Kunstschaffung. Rubin ermutigt Künstler, auf ihr Bauchgefühl zu vertrauen und ihre innere Stimme über technische Perfektion oder kommerzielle Erwägungen zu stellen. Dieser Ansatz schafft eine tiefe Vertrauensbasis zwischen ihm und den Künstlern, was oft dazu führt, dass diese sich sicher fühlen, Risiken einzugehen und tief in ihre eigenen kreativen Reservoirs zu tauchen.

Kurz gesagt, Rubins „No Rules in the House“-Philosophie ist ein zentraler Bestandteil seiner Fähigkeit, transformative und genredefinierende Musik zu produzieren, indem er eine Atmosphäre schafft, die echte kreative Freiheit fördert.