Vor unserem Haus steht eine tolle Rhododendronhecke, die im Frühling ein richtiger Blickfang ist. Die Hecke ist insgesamt zehn Meter lang, gut vier Meter breit und besteht aus verschiedenen Sorten. Insgesamt haben unsere Vorbesitzer zwölf Rhododendron angepflanzt. Aber außer einer bunten Pracht findet da nicht viel Leben statt. Während der zweiwöchigen Blütezeit summt es zwar, aber danach ist im Gebüsch eher grünes Schweigen, denn nach der Blütezeit bieten sie kaum Nahrung oder Lebensraum für Vögel und Insekten (Quelle). Die Blätter und Zweige sind für unsere heimische Tierwelt quasi wertlos. In den 40 Quadratmetern, die bis zu einer Höhe von drei Metern zugewachsen waren, haben wir nicht mal Asseln gefunden, geschweige denn ein Vogelnest.

Das hat uns zum Nachdenken gebracht: Wie viel trägt die Hecke wirklich zur heimischen Artenvielfalt bei? Leider gar nichts, denn es handelt sich um einen Neophyt. Wir haben uns überlegt, wie wir das Problem lösen können und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir der Rhododendronhecke zu Leibe rücken müssen. Also haben wir sie komplett entfernt.

Aber die sind doch sooo schön bunt. Und die Bienen!1!!11!!!

Jeder, dem wir von unserem Vorhaben erzählten. JEDER!

Viele unserer Bekannten sind überrascht, wenn wir ihnen erzählen, dass Rhododendren zwar im Frühjahr von Hummeln umschwärmt werden, aber kaum einen ähnlichen Beitrag zur heimischen Artenvielfalt leisten wie ein Plastikbaum. Und Plastik hat in unserem Gartenkonzept nichts mehr zu suchen.

Wir haben uns für eine Eibenhecke (Taxus baccata) (Wert: 24 fressende Vogelarten, Vogelschutzgehölz & Vogelnährgehölz, wird als Nistplatz verwendet, als Landeplatz angeflogen, 8 fressende Säugetierarten, Quelle) entschieden, die nicht nur elegant aussieht, sondern auch eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel darstellt. Auch klimatisch kann die Eibe einiges aushalten. Sie gilt nämlich als ausgesprochen dürreresistent (hello Klimawandel my new friend!!!).

Am Tag vor Weihnachten haben wir dann noch 25 Rotbuchen (Fagus sylvatica) (Wert: 2 Wildbienen, 16 spezialisierte Raupen, 77 Raupenarten, 11 Schwebfliegenarten, 17 Käfer, gute Verwendung als Nistplatz, und wird als Landeplatz angeflogen, Quelle) als Hecken zum Nachbar gestellt.

Allein die Entfernung des Rhodos und das Pflanzen von insgesamt 15 Meter Eiben- und Rotbuchenhecke hat den ökologischen Wert des Vorgartens krass erhöht.

Aber wir haben noch mehr vor: Unser Vorgarten wird, wie unser gesamter Garten, noch weiter zu einem Ort für heimische Insekten werden. Wir werden Pflanzen setzen, die möglichst eine hohe Anzahl an Wildbienen, Schmetterlingen und andere Insekten anlocken und eine wichtige Rolle als Raupenfutter und grundsätzlichem Lebensraum spielen.

Wir haben schon mal den ersten Schritt gemacht und im eigenen Garten die folgenden Pflanzen vorgezogen bzw teilingsfägig:

  • Fingerhut (Digitalis purpurea) (Wert: 8 Wildbienen, 1 spezialisierte Raupenart, 5 Raupenarten, Quelle)
  • Gundermann (Glechoma hederacea) (Wert: 40 Wildbienen, 3 Schmetterlinge, 1 Raupenart, 3 Schwebfliegenart, 2 Käfer, Quelle)
  • Waldgeißbart (Arunculus diocus) (Wert: 37 Wildbienen, 2 Raupenarten, 1 Schwebfliegenart, 1 Käfer, Quelle)
  • Salweide (Salix caprea) (Wert: 10 spezialisierte Wildbienen, 41 Wildbienen, 30 Schmetterlinge, 49 spezialisierte Raupenarten, 198 Raupenarten, 20 Schwebfliegenarten, 34 Käfer, Quelle), die letztes Jahr noch einen 30 cm großen Trieb hatte, ist inzwischen auf 2,5 Meter gewachsen.

Diese Pflanzen bieten auf einem Bruchteil der Fläche, die unsere Rhododendronhecke verschwendet hat, einen erheblichen Mehrwert für die heimische Fauna. Und das ist erst der Anfang, denn die Fläche ist noch lange nicht ausgeschöpft.

Unser Ziel ist es, unseren Garten mit solchen einheimischen Pflanzen in ein Paradies für die heimische Tierwelt zu verwandeln. Dabei möchten wir auch anderen Gartenbesitzern zeigen, wie einfach es sein kann, ohne Mehraufwand einen positiven Beitrag zu leisten.

Taxus baccata Die neu gepflanzte Eibenhecke


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