Gerade höre ich mir die erste Ausgabe von “Club Room Backstage” von Anja Schneider an und als Gast erzählt Dimitri Hegemann über den Tresor. Ich als altes Techno-Urgestein höre ich da ja eigentlich nichts Neues. Aber ich habe gemerkt, dass ich einen Termin verpasst habe: die letzte Party im alten Tresor fand am 16. April 2005 statt. Also vor 20 Jahren.


Ich habe immer nach einem passenden Anlass gesucht, um eine meiner kleinen Tresorgeschichten in diesem Blog zu veröffentlichen. Bevor ich zur eigentlichen Geschichte komme, hier im Kurzabriss mein Leben im Tresor: 1993 sagt Torsten, ich müsse da hin. Er beschreibt mir den Weg. Damals musste man sich ja noch mit dem Stadtplan orientieren. Ich bin nachts allein mit dem Auto hingefahren. Es soll irgendwo auf der rechten Seite der Straße sein, mit großen Buchstaben – komisch, bei mir ist das links (haha). Ich bin reingegangen. Mein Dresscode (Blaumann und Stahlkappenarbeitsschuhe) war denen völlig egal. Treppen runter. Keller. Druck. Schall atmen. Bass. Paradies. Wie auf einem anderen Planeten. Rein in den Nebel. Tanzen. Tanzen. Tanzen. Keine Ahnung, wie spät es ist. Irgendwann raus. Es ist hell draußen. Ins Auto. Kaiserdamm hoch. Kein Verkehr. Auf die A100. Avus raus. Summen im Ohr. Zurück in die andere Welt. Und so ging es seit 1994 bei mir bis 2005. Rückblickend leider viel zu selten. Aber jeder Besuch eine Offenbarung der Musik.

Nun zu meiner kleinen Episode:

Volker, befreundeter Fotograf, gab mir im Rahmen des 14tägigen Abschlußmarathons 2005 seine Sony Cyber-shot DSC‑F717 mit 5 Megapixel und legendärer Hologram AF‑Assist‑Funktion. Mit dem Gerät in der Tasche fuhr ich in den letzten 14 Tagen mehrere Mal von Hamburg nach Berlin, um für mich Erinnerungen festzuhalten. Und so kam ich mit fett Bild- und Video-Material nach Hause. Damals war ich gerade im Cutting-Fieber und so schnitt ich ein Video, welches ich zu Youtube hochlud. Die Qualität hatte ich damals wohl nicht so im Griff und so reden wir hier über 8bit-Style. Aber schau selber:

Sorry not sorry

Irgendwann habe ich jedoch alle Daten der Abende im Tresor von meiner Festplatte gelöscht, ohne es zu bemerken. Erst Monate später fiel mir auf, dass sie gar nicht mehr da waren. Und ich weiß, dass es hunderte Fotos von jeder Ecke sowie Videoschnipsel von draußen und drinnen waren. Ich habe alles gefilmt, was nicht bei drei in der Dunkelheit verschwand. Und so bleiben mir tatsächlich nur ein Video, viele Erinnerungen und das Fazit: “Kein Backup, kein Mitleid.”

2007 fuhr ich mit Anett in den neuen Tresor ins Heizkraftwerk. Das war dann mein letzter Aufschlag.

Die Set-Recordings der Abschlußwoche auf Youtube