Nach der re:publica ging’s direkt ins Ländliche, zu meinen Eltern. Bei bestem Frühsommerwetter saßen wir auf der Terrasse, genossen die Ruhe – und überblickten den Garten und die Nachbarschaft, die ich von Kindheit an wie meine Westentasche kenne. Bei der Vogelwelt glaube ich, jede Art zuordnen zu können. Doch diesmal war ich kurz irritiert: Zwei vermeintliche „Eichelhäher“ huschten durch den Garten. Das Federkleid? Irgendwie zu gleichmäßig, fast schon zebra-gestreift. Da war doch was anders!
Meine Frau hatte nachts die Merlin Bird ID App auf dem Handy laufen und das Telefon einfach ans geöffnete Fenster gelegt. Am nächsten Morgen war die Begeisterung groß: Die App hatte eine ganze Klanglandschaft aufgenommen – vom Uhu bis zum Zaunkönig, aber mittendrin auch den markanten Ruf eines Wiedehopfs.
Ein kurzer Blick in die Bestimmung und ein wenig Recherche später war klar: Der Wiedehopf (Upupa epops) ist tatsächlich etwas Besonderes. In Deutschland gilt er als selten, steht auf der Roten Liste und brütet bevorzugt in warmen, halboffenen Landschaften – aber offenbar auch im Elterngarten! Nachmittags setzte sich einer der „komisch gezeichneten Eichelhäher“ direkt vor uns in einen Strauch. Ein klarer Fall: Wiedehopf! Und plötzlich sahen wir beide – ein Pärchen flog mehrfach zwischen Garten, Nachbarschaft und vermutlich dem alten, ausgehöhlten Kirschbaum. Vielleicht ist dort ja eine Bruthöhle?
Ein bisschen Hintergrund: Der Wiedehopf in Deutschland
- Bestandszahl: Laut NABU brüten in Deutschland nur etwa 800–950 Wiedehopf-Paare.
- Lebensraum: Wiedehopfe lieben strukturreiche Gärten, Streuobstwiesen und alte Bäume mit Höhlen.
- Erkennungsmerkmal: Das auffällige Federkleid mit schwarz-weißen Flügeln und der auffächerbaren „Krone“ macht ihn unverwechselbar. Sein Ruf klingt wie ein dumpfes „up-up-up“, das leicht zu erkennen ist.
- Schutzstatus: Der Wiedehopf ist streng geschützt. Intensive Landwirtschaft und fehlende alte Bäume machen ihm das Leben schwer.
Die Merlin App – Vogelstimmen erkennen mit dem Smartphone
Was uns an dem Tag begeistert hat: Wie einfach es heute ist, Vogelgesang zu bestimmen. Die Merlin-App, entwickelt von der Cornell University, macht es kinderleicht. Einfach das Smartphone ans offene Fenster legen oder draußen auf Aufnahme drücken – Merlin erkennt in Echtzeit die Rufe und zeigt die Arten samt Bildern und Infos an. Für Kinder (und Erwachsene) ein echtes Naturerlebnis!
Ich kann nur jedem empfehlen, die App auszuprobieren. Es macht Spaß, das Gezwitscher im eigenen Garten zu „entschlüsseln“ – und vielleicht entdeckt ihr ja selbst kleine Sensationen vor der Haustür.