Was einst unter dem Motto “Klassentreffen” als Meetup von Bloggern, Twitterern und sonstigen digitalen Early-Adoptern begann, hat sich im 7. Jahr zu einer offensichtlich handfesten, strategischen und zukunftsorientierten Veranstaltung entwickelt. Bereits bei der Vorbereitung zur diesjährigen re:publica wird deutlich, dass sich die Konferenz internationaler aufstellt. Nicht nur Speaker aus dem Ausland, auch internationale Themen rücken stärker in den Vordergrund. So geht es also nicht mehr nur darum, wie man seinen eigenen Netzkosmos zelebriert, sondern es geht um den Blick über den Tellerrand. Selten ist es mir so leicht und doch gleichzeitig so schwer gefallen, mir einen groben Themenplan für die drei Tage in Berlin zusammenzustellen. Hier auszugsweise, und ohne Gewähr, meine Schwerpunkte:

 

Community Organizing - lessons from Obama for America 2012

Betsy Hoover verantwortete Barack Obamas digitale Kampagnen. Kaum jemand erreichte und beeinflusste mehr Menschen und Medien. Mich interessiert die strategische Herangehensweise bei der Vermittlung einer Botschaft mit Hilfe der verfügbaren Ressourcen und Tools. Man kommt sicher nicht alle Tage in Kontakt mit derart einflussreichen Personen, deren Mission am Ende von Erfolg gekrönt war. Auch wenn zu erwarten ist, dass sie in ihrem kurzen Vortrag nur an der Oberfläche kratzt, so erwarte ich einen Funken von dem zu sehen, was in Amerika zur politischen Wende geführt hat.

 

Mass Customization: Da geht noch mehr

Pflichtveranstaltung für mich. Kathrin Passig, Autorin und “Erfinderin” von www.zufallsshirt.de (auf Grundlage von Spreadshirt) beleuchtet die aktuelle Entwicklung im Bereich individueller Massenanfertigung. Da ich mit meinem Projekt HASENFARM.com, ebenfalls über Spreadshirt abgewickelt, eigene Erfahrungen gemacht habe und Potentiale sehe, interessiert mich das Thema umso mehr. Zudem wird das Thema “Mass Customization” die klassischen industriellen Prozesse zukünftig noch stärker beeinflussen.

 

Silicon Paddy - The South East Asian Tech Startup Scene (Jay Fajardo)

Boom vs. Culture Clash | Understanding online in South East Asia (Sascha Funk)

re:publica goes East. Schon auf meinen vielen Reisen durch Asien bin ich mit der vollkommen unterschiedlichen Digital- und Netzkultur in Berührung gekommen. Mit den beiden Vorträgen beschäftigt sich die Konferenz mit dem technischen und kulturellen Unterschieden. Insbesondere vor dem Hintergrund der derzeit geführten “Drossel”-Diskussion ist ein Blick nach Asien dringend notwendig. Derzeit klemmt Deutschland im digitalen Bereich zwischen Amerika und Asien fest und es wird höchste Zeit, sich aus dieser Starre zu lösen.

 

Überraschungsvortrag II

Sascha Lobo & sein Überraschungsvortrag. Inzwischen eine zur Institution gewordene Veranstaltung, die die Anwesenden gleichermaßen vereint und spaltet. Nicht für alle verständlich und doch mit viel Vision, so nimmt sich Sascha Lobo in jedem Jahr netzrelevante Themen vor. Wird sich das Enfant terrible der Netzwelt in diesem Jahr die Telekom vornehmen? Eins ist sicher: wir bekommen wieder unseren Spaß aber auch unser Fett weg. Popcorn für alle!

 

Unser Blog soll schöner werden

Markus Beckedahl begann aus Spaß an der Freude mit dem Bloggen über Politik und die digitale Gesellschaft. Inzwischen erreicht sein Blog netzpolitik.org nicht nur 30.000 Leserinnen und Leser täglich - es ist auch zu dem wichtigsten Medium zur Einflussnahme auf Politik, Medien und Gesellschaft geworden. Längst nicht mehr als Hobby zu stämmen, in seiner gesellschaftlichen Bedeutung nicht mehr wegzudenken und aufgrund der Zukunftsperspektiven noch weiter wachsend, denkt Beckedahl über Möglichkeiten der Refinanzierung von Onlinejournalismus nach. Und sieht sich Herausforderungen gegenüberstehen, die es zu bewältigen gilt.

 

You Can Turn Off the Public Internet But You Can’t Turn Off the Internet Public

Mit der Entwicklung des Smartphone als verhältnismäßig kostengünstigen und leicht handhabbarem Access-Point in das Internet, werden innerhalb der kommenden 10 Jahr bis zu 90% der Weltbevölkerung online sein.  Das freut den Nutzer und die digitale Industrie - es verängstigt die Politik. “Power to the people” ist ein in Revolutionszeiten oft benutzter Ausruf. Aber können wir überhaupt mit dem uns gegebenen Potential umgehen und es sinnvoll nutzen? Andrew Rasiej stellt diese und andere Fragen. Ins besondere vor dem Hintergrund, dass gerade wir in Deutschland trotz 52 Mio. aktiver Internetnutzer nicht in der Lage sind, uns wirksam gegen die politische und lobbyistische Einflussnahme zur Wehr zu setzen, macht das Thema besonders spannend.

 

Ohne Jauch geht’s auch. Thema: Von Human Resources zu Human Relations - wie sieht die Arbeit der Zukunft aus?

“Und wo haben Sie Ihr Büro?” - diese Frage höre ich oft, wenn mein gegenüber auf meiner Visitenkarte keine Postanschrift findet. “Immer da , wo mein Laptop gerade ist” lautet meine treffende Antwort. Sue Reindke und Anna-Mareike Krause veranstalten zu diesem Thema eine Talkshow der besonderen Art. Es geht nicht um Frontalbeschallung sondern um Interaktion. Das dürfte spannend werden.

 

3D Printing: (How) can we make it a third industrial revolution?

Pflicht. gerade wegen meinem Artikel darüber, dass 3D-Drucker den Beginn der nächsten industriellen Revolution darstellen. Ich interessiere mich, wie Peter Troxler, Philip Steffan und Marlene Vogel das Thema sehen und welche neuen Erkenntnisse es in diesem Bereich gibt.

 

Netzkultur vs Urheberrecht

Die im Netz stattfindende kulturelle Revolution und Entwicklung passt nicht immer (meistens) nicht zu den ganz weltlichen Vorstellungen. Schon gar nicht passt sie zu den weltlichen Gesetzen. Das Thema Urheberrecht beschäftigt jeden, der im Netz publiziert oder Netzinhalte konsumiert automatisch - und tut es das nicht, droht ihm weltliche Haue in Form von Abmahnungen. René Walter, Ronny Kraak und Valie Djordjevic (erstere meines Wissens von Abmahnungen betroffen) tauschen sich mit uns dazu aus.

 

Ihr wollt also wissen, was #aufschrei gebracht hat?

Es begann mit einem Tweet über Alltagssexismus und wurde zu einem digitalen Tsunami, der selbst klassische Medien erreiche und aufschreckt. Die Wellen haben sich gelegt, das Leben läuft wieder in seinen geordneten Bahnen. Alles vergessen…? Alles? Anne Wizorek hat den Stein ins Rollen gebracht und schildert aus ihrer Sicht, ob die Debatte wirklich schon vorbei ist. Der Vortrag passt zum Thema “You Can Turn Off the Public Internet But You Can’t Turn Off the Internet Public”.

 

Blogs und Bier? Das lob’ ich mir! #ironblogger

Da sind wir also, die #Ironblogger. Ein Projekt, dass in Berlin entstand und nach Hamburg auch andere Regionen in Deutschland erreicht hat. Worum geht´s? Man verpflichtet sich, mindestens einen Blogbeitrag pro Woche zu verfassen. Schafft man das nicht, zahlt man einen vorher festgelegten Strafzoll in die Kasse. Ist diese voll genug, werden 50% davon an einen lokalen Verein gespendet, der Rest wird in Bier investiert. Ich bin vom ersten tag an Mitglied der #IronBloggerHH und habe die Webseite http://ironbloggerhamburg.de mit aus der Taufe gehoben.

 

Soweit meine derzeitigen Haupt-Sessions. Ich bin mir jedoch schon jetzt sicher, dass diese Liste bröckeln und sich neu formieren wird. Lässt es die zeit zu, gibt es wie schon im letzten Jahr meine Tages-Updates.

Wir sehen uns in Berlin!

 

Und sonst noch? Ebenfalls einen ausführlichen Plan hat sich Dr. Jan C. Rode (Der Medienlotse) gemacht.