Update bei 25.000 km

In diesem Sommer haben wir wieder einige Langstreckenfahrten unternommen. Das Navigationssystem im Škoda überzeugt mich immer noch nicht. Aber da ich immer die gleiche Strecke fahre und die mobility+ App von EnBW benutze, weiß ich, welche Ladestationen ich anfahren kann. Bei Außentemperaturen um die 30 Grad hat sich die Reichweite auf unseren stark autobahngeprägten Touren auf über 350 km erhöht - und das, obwohl wir sogar mit Dachbox unterwegs sind. Dadurch, und weil der Ausbau der Ladestationen entlang unserer Route voranschreitet, konnte ich immer öfter bei einem Ladestand von <20% anhalten. In Kombination mit den Aral Pulse Stationen habe ich es endlich geschafft, die Spitzenleistung beim Laden abzurufen. Die 180 kW sorgten dafür, dass wir nur noch Ladestops von ca. 5 Minuten brauchten. Da ich aber gerade mit den Kindern einen kleinen Restpuffer für Unvorhergesehenes haben möchte, hänge ich noch 50 km Ladezeit drang.

Das Ergebnis: Ich habe die Strecke, die ich seit über 20 Jahren pendle, zum ersten Mal mit dem Elektroauto in der gleichen Zeit zurückgelegt wie zuletzt mit meinem 150 PS TSI Touran. Die Kids müssen sich die Pinkelpause schon fast verdrücken. 😉 Die Reisegeschwindigkeit liegt bei 120-130 km/h und der Verbrauch pendelt sich bei diesen Touren bei 19 kWh/100 km ein.

Ladeleistung an einer ARAL Pulse-Station

Kilometerstand 17.500

Wow, was ist denn passiert: seit über 10.000 km kein Fahrbericht mehr? Nun, ich hatte mir am Anfang etwas anderes vorgestellt, was ich schreiben könnte. Aber ganz ehrlich: Es ist ein ganz normales Auto. Und das ist vielleicht schon das Fazit bis heute: In unserer Fahrkonstellation ist das Auto ein No-Brainer. Der Enyaq verbraucht ca. 22 kwh/100 km. Wir fahren oft Autobahn, lange Strecken eigentlich immer mit Dachbox (so wird das Auto zur fahrenden Schrankwand) und die Verbrauchswerte gehen durch die Decke.

Neulich waren wir im Harz. Das war wirklich unsere erste komplette Strecke ohne konkrete Ortskenntnis. Mit ABRP (A better Routplanner) habe ich mir die Ladestopps für die 400 km planen lassen - genau einen mit 7 Minuten Aufenthalt. Dank der Anbindung von ABRP über die Tronity-App (die auf die Live-Daten des Škodas zugreift) war das kein Problem. Unser Ferienhaus haben wir gezielt nach der Verfügbarkeit einer Wallbox ausgesucht. So hatten wir auch nicht das Problem, uns durch die sehr schlechte Ladestruktur im Ostharz quälen zu müssen.

Premiere für uns: Wir waren zum ersten Mal in Bergen elektrisch unterwegs. Heilige Mutter Gottes, steile Anstiege - man spürt nur die Schräglage im Auto. Die Maschine zieht wie von selbst. Dank der Rekuperation kann man auch bergab den Fuß von der Bremse nehmen. Im Automatikmodus steuert sich das Auto selbstständig über Berg und Tal und hält die Geschwindigkeit konstant. Und das bei einem Gewicht von über 2 Tonnen.

Aber da gibt es doch noch was
Jedenfalls bekomme ich als Feedback, wenn ich über E-Mobilität spreche, vor allem den Punkt, dass die Reichweiten zu gering sind. Das kann ich nicht mehr hören. Dazu gibt es genügend Studien, die das Reichweitenverhalten ausgewertet haben. Und ja, nicht jeder muss ad hoc ein Elektroauto fahren. Es gibt Leute, die fahren mit klassischen Ölmaschinen immer noch besser.

Was nervt, ist die Software. Ich benutze normalerweise Google Maps über CarPlay für die Routenplanung. Dort habe ich aber keine Reichweiten-/Ladepunktverwaltung. Das mache ich mit der App von ABRP. Die wiederum kopple ich mit der Tronity-App, weil die via API den Enyaq ausliest und mir Echtzeitwerte ins Cockpit und in die Routenplanungs-App liefert. Eigentlich will ich mich nur ins Auto setzen, mein Ziel eingeben und dann soll mir das Ding von alleine sagen, wann ich wo und wie lange zum Pinkeln, sprich Laden, fahren muss. Hier sehe ich ein enormes Verbesserungspotential im Handling der Ladezyklen. Die Routenplanungssoftware von Škoda erwähne ich nicht, so schlecht ist sie.

Noch ein Gedanke zur Zukunft, der sich aus meinem eigenen Verhalten ergibt: Laden und Energiemanagement werden dezentralisiert. Wir sollten uns vom klassischen Tankstellenkonzept im privaten Bereich verabschieden. Ich habe mir bei meinen Eltern für rund 1.500 Euro eine Wallbox installieren lassen, so dass ich bei jedem Besuch zu Hause sofort den dortigen Ökostrom laden kann. Und da ich die Ladeleistung wegen unserer Photovoltaikanlage meist auf 5 kWh reduziere, saugt der Enyaq bequem auf 80 Prozent, während ich schlafe. Unser Stromnetz verkraftet es auch, wenn mittags alle den Herd anschalten.

Kilometerstand 4.500

Nachdem der erste Bericht bei 2.000 km ein reiner Sommerbericht war, zeigen sich die 4.500 km deutlich kältebeeinflusster. Eine Langstrecke bei bis zu Minus 10 Grad und Temperaturen im unteren einstelligen Bereich haben den Durchschnittsverbrauch auf 21.2 kWh/100 km hochgezogen. Kurz vor Erreichen der Kilometermarke zog der Enyaq zudem 800 kg Zusatzgewicht im Anhänger durch die landschaft. Während der gesamten Zeit wurde der Enyaq nur 2 Mal an Ladesäulen aufgeladen. Ansonsten fand die Ladung stets an der heimischen Wallbox statt. Wenn ich das mal in Zeit umrechne, dann haben wir mit unserem Fahrverhalten in etwa den gleichen Zeitaufwand für´s “Tanken” benötigt, wie für unseren ehemaligen Benziner. Bei uns kommt aktuell noch nicht die landläufig etablierte Fiorderung auf, Elektrofahrzeuge müssen drölfhunderte Kilometer packen, damit man “in den Urlaub ohne Pause durchbrettern kann”.

Was kostet der Spaß denn nun?
Ich wiederhole: Ein Liter Benzin hat 8 kWh. Mit dem Touran verbrannten wir 8 l/100 km. Nehme ich mal 1,70 Euro/l als Mittel der Zeit an, dann hätten wir 360 Liter getankt, was 612 Euro entspräche.
Die 950 kwh, die wir elektrisch verbraucht haben, pendeln sich beim kWh-Preis (PV-Eigenerzeugung im Sommer, 6 Cent, Netzbezug Ökostrom 33 Cent, Ladung am Charger 52 Cent) irgendwo bei 20 Cent ein, denke ich. Dann sind wir bei 190 Euro Stromkosten.

Was die Augenbrauen zucken lässt, ist die Durchschnittsgeschwindigkeit. Das ist schon fast Lastenrad-Niveau ;-). Wir wohnen irgendwo im Speckgürteln, der bei der Planung des ÖPNVs zu spät “hier” gerufen hat. Entspechend sind die Wege zum Einkaufen rein elektrisch vierrädrig. Wenn es ganz hart kommt, muss das Auto auch mal die 500 Meter in die Kita fahren. Die ca. 1.500 km Autobahn-Strecke wurde sehr defensiv mit max. 130 km/h gefahren.

Software…. können andere besser
Leider nach wie vor zu oft sind die Connect-Server nicht erreichbar, so dass das Auto nicht via App vorgewärmt (im Winder sehr suboptimal) oder die Ladung gestoppt/gestartet werden kann (im Winter auch nicht perfekt). Dafür hat Skoda der App kürzlich ein neues modernes Interface spendiert. Die Fehlermeldungen sehen nun schöner aus. Chappeau.

Fazit nach 4.500 km
Es ist nach wie vor fantastisch, elektrisch zu fahren. Das Auto hat Schwächen, die aber allesamt nichts mit dem “E”-Teil zu tun haben und daher hier auch gar nicht behandelt werden sollen. Ich bin ja kein Autotester.