…Paris liegt an der Seine. Aber da waren wir ja nicht.

In Indien kann man schnell 18 Stunden im Zug zubringen, wenn man 760 Kilometer zurücklegen möchte. Aber das macht nichts, da die indische Bahn den Luxus bietet, dabei ein, zwei oder drei Nickerchen machen zu können. Der „Punjab Mail“ brachte uns von Varanasi nach Kalkutta. Über Nacht und im Schlaf. Dank extrem komfortabler Klappbetten im 4er-Abteil und leckerem indischen Essen unterwegs, verflog die Zeit wie im Schlaf und am Ende wurden wir vom Bahnhof Kalkuttas begrüßt. Wie die Ameisen strömten die Reisenden aus allen Öffnungen des kolonialen Gebäudes. Draußen ging es nicht weniger turbulent zu. Warum? Kalkutta ist die Stadt mit der höchsten Einwohnerdichte Indiens. Verteilen sich Delhis 12.8 Millionen Einwohner auf opulente 1.483 km², drängeln sich Mumbai´s 16,4 Millionen Einwohner auf bereits nur noch 440 km², stehen den 14,7 Mio. Kalkuttanern noch klägliche 185 km² zu Verfügung.

Dennoch unterscheidet sich die Stand auf angenehme Art von anderen Megastädten Indiens. Zum einen fehlen die sonst in Indien inflationär vorkommenden Auto-Rickshaws fast völlig. Dafür fahren überall coole, gelbe Cabs umher, die dem Stadtbild einen zusätzlichen Retro-Touch geben. Zum anderen gibt es in Kalkutta einen riesigen Park, „The Maidan“ – etwas, dass man sonst vergeblich in indischen Großstädten sucht. Dieser Park hat für Kalkutta und seine Menschen die gleiche Bedeutung wie der Central Park in New York. Und in der Tat empfanden wir die Stadt beim Durchwandern der grünen Wiesen und dem Riechen der frischen Luft als sehr angenehm. Inmitten des Parks steht das in Marmor erbaute Victoria Memorial – eine Mischung aus Washingtoner Capitol und Agra´s Taj Mahal, dass zu Ehren von Queen Victoria errichtet wurde (Foto oben).

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Zudem gönnt sich die dichtbevölkerte Stadt den Luxus, einen alten Friedhof zu erhalten, der uns ein wenig an Ankor Wat in Kambodscha erinnerte. Die Gräber der britischen Einwohner Kalkuttas im 17. und 18. Jahrhundert werden sich Stück für Stück von der Natur zurückgeholt. In Mitten der lärmenden Stadt wirkt dieser einst in abgeschiedenem Marschland errichtete Ort der Ruhe sonderbar fremd aber erholsam.

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Eine weitere Besonderheit Kalkuttas ist ein sehr spezielles Fortbewegungsmittel – die Tana-Rickshaw. Finden wir die Nutzung von Eseln und Pferden als Zugtiere in Städten schon fragwürdig, haben wir nicht schlecht geschaut, als sich plötzlich Menschen selber vor einen Karren spannten und durch die Straßen liefen. In Zeiten des Monsuns und den massiv überfluteten Straßen Kalkuttas stellt diese Form der Fortbewegung jedoch die einzige Art dar, um in einigen Straßen der Stadt voranzukommen.

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Auch wenn wir von Kalkutta nur einen kleinen Teil erwandern konnten, empfanden wir die Stadt als vergleichsweise angenehmen Abschluss unseres diesjährigen Indienaufenthaltes.