Spätsommer in Norddeutschland – das bedeutet in diesem Jahr eine wilde Mischung aus Regenpausen, trockenen Tagen und plötzlich wieder feuchter Luft. Mal glüht die Sonne gnadenlos, mal meint man schon, der Herbst hätte sich eingeschlichen. Genau diese Launen des Wetters sieht man unserem Garten an.

Chilipflanze

Die ersten Chilis leuchten knallrot zwischen den grünen Blättern hervor, als wollten sie beweisen, dass es auch ohne endlose Hitzewellen genug Schärfe gibt. Gleich daneben hängen noch die Freilandtomaten der Sorte “Philovita” – saftig, aromatisch und eigentlich ein Traum. Nur dass sie bei zwei Tagen Unachtsamkeit und praller Sonne plötzlich wie durchgefeierte Partygäste am Stock hingen: vertrocknet, aber immer noch mit Würde.

Freilandtomate
Die Philovita halten dem Regen stand - der Trockenheit leider nicht
Fleischtomate
Die dicken Fleischtomaten sind unsere Favoriten

Überhaupt, dieser Sommer: zu nass, zu trocken, zu viel auf einmal. Am deutlichsten zeigt sich das bei den Zucchini. Sie hatten die Woche Urlaub von uns genutzt, um heimlich in die XXL-Liga aufzusteigen. Über fünf Kilo pro Exemplar – die Nachbarschaft winkt schon ab, weil keiner mehr weiß, wohin mit den grünen Keulen.

Zucchini
Zucchini

Zwischen all der Übertreibung gibt es aber auch einfach nur Schönheit. Die Hokkaido- und Butternusskürbisse reifen satt orange und beige heran, daneben leuchtet der Mangold so kräftig, dass man fast ein neues Farbmuster für Wohnzimmervorhänge daraus machen könnte. Viel später landete er aber ganz profan im Kochtopf – in unserem veganen Mango-Hack-Gericht, das den Spätsommer auf den Teller gezaubert hat.

Kürbis und Mangold
Ein schönes Farbfeuer auch an grauen Tagen

Etwas bedrohlich stehen dagegen die Kohlrabi im Beet. Kein Wunder, die Sorte trägt das Wort “Gigant” im Namen. Inzwischen sehen sie so aus, als könnten sie bald eigene Hausnummern beantragen.

Kohlrabi

Versöhnlicher sind da die Feuerbohnen, die noch ein wenig reifen dürfen, bevor sie im Winter als deftige Eiweißquelle in die Küche wandern. Gleich daneben macht die Kapuzinerkresse schon jetzt den Salat bunter und würziger – ein kleiner Feuerwerkskörper für den Gaumen.

Kapuzinierkresse

Und während das Gemüse wächst, blüht der Vorgarten wie von selbst. Unser Heckenprojekt hat sich zu einer Bühne für Wildblumen entwickelt: Jede Woche neue Farben, jede Tageszeit ein anderes Bild. Ein echtes Kaleidoskop, das mehr Dynamik zeigt, als man mit noch so viel Planung hinbekommen würde.

Wildblumen
unser biodiversestes Projekt 2025 eskaliert

Auch die Obstbäume machen mit. Hochstamm, Halbstamm und Spalierapfel – alle drei haben in diesem Sommer fleißig getragen. Die Apfelernte ist so üppig, dass wir uns fast wie Veranstalter eines kleinen Familienfests im Obstkorb fühlen.

Apfelernte
15 kg von 2 1/2 Bäumen

Und dann war da noch dieser kleine Überraschungsgast: ein Rotfußröhrling, der sich einfach so zwischen die frisch gesetzten Pflanzen im Vorgarten geschlichen hat. Keine Einladung, keine Ansage – aber offenbar gefällt es ihm hier so gut wie uns.

Pilz im Vorgarten
Den lassen wir aber von den Insekten fressen

So zeigt der Spätsommer seinen ganzen Charakter: üppig, widersprüchlich, ein bisschen chaotisch. Und genau das macht den Reiz aus. Manchmal muss man im Garten gar nicht viel tun – außer staunen, schmunzeln und ab und zu zur Gießkanne greifen.